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Jürgen Matthes IW-Report Nr. 18 9. April 2024 Importseitiges De-Risking von China im Jahr 2023: Eine Anatomie hoher deutscher Importabhängigkeiten von China

Die deutschen Importabhängigkeiten von China sind in der Gesamtschau im Jahr 2023 trotz gewisser Veränderungen auf ähnlichem Niveau geblieben wie im Vorjahr. Damit lässt sich nur in Ansätzen ein importseitiges De-Risking erkennen.

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Eine Anatomie hoher deutscher Importabhängigkeiten von China
Jürgen Matthes IW-Report Nr. 18 9. April 2024

Importseitiges De-Risking von China im Jahr 2023: Eine Anatomie hoher deutscher Importabhängigkeiten von China

Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Institut der deutschen Wirtschaft (IW)

Die deutschen Importabhängigkeiten von China sind in der Gesamtschau im Jahr 2023 trotz gewisser Veränderungen auf ähnlichem Niveau geblieben wie im Vorjahr. Damit lässt sich nur in Ansätzen ein importseitiges De-Risking erkennen.

Das zeigt das IW-Monitoring von industrienahen 8-Steller-Produktgruppen der Außenhandelsstatistik mit hohen und damit potenziell kritischen Importabhängigkeiten, definiert als Einfuhren mit einem Anteil aus China-von mindestens 50 Prozent. Aufgrund von gewissen Uneindeutigkeiten bei der Zuordnung der Produktgruppen zu industrie- oder konsumnahen Produktgruppen sind die Ergebnisse im Detail mit einer gewissen Vorsicht zu interpretieren, bieten aber eine klare qualitative Orientierung.

Im Vergleich der Jahre 2022 und 2023 gab es bei der Importabhängigkeit von China gewisse Veränderungen, deren Wirkung ist aber aus verschiedenen Gründen nur begrenzt. So sind die Einfuhrwerte und Einfuhranteile der industrienahen Produktgruppen mit hohen China-Importabhängigkeiten zwar deutlich gesunken. Das ist aber weitgehend auf einmalige Sondereffekte zurückzuführen. Zum einen gehört dazu eine Sonderentwicklung bei einem einzelnen chemischen Produkt, zum anderen gab es bei computernahen Produkten sehr wahrscheinlich einen Abbau von Lagern, die im Jahr 2022 aufgrund von Lieferengpässen angelegt worden waren. Ein klares strukturelles De-Risking im Sinne einer auch in Zukunft anhaltenden Tendenz zu weiteren deutlichen Einfuhrrückgängen lässt sich daher bislang nicht erkennen. Bei der Anzahl der Produktgruppen mit potenziell kritischen deutschen Importabhängigkeiten von China im Jahr 2022 gab es ebenfalls durchaus relevante Verschiebungen. So fielen 73 Produktgruppen aus der Liste heraus, da ihr China-Einfuhranteil unter 50 Prozent zurückging. Allerdings kam im Jahr 2023 eine nur wenig geringere Anzahl von Produktgruppen hinzu, die diese Schwelle überschritten. Damit hat sich die Anzahl der industrienahen Produktgruppen mit hohen China-Importabhängigkeiten in der hier verwendeten Abgrenzung zwischen 2022 und 2023 nur geringfügig von 213 auf etwa 200 verringert. Zudem ist die Grundstruktur der Importabhängigkeiten in etwa gleich geblieben, beispielsweise mit Blick auf die Verteilung über Einfuhrwertgruppen und auf Durchschnittswerte vom Einfuhranteilen (Tabelle 2-1).

Eine Bestandsaufnahme für das Jahr 2023 zeigt für die hier verwendete industrienahe Abgrenzung, dass 85 Produktgruppen mit hohen Importabhängigkeiten zur Warenkategorie chemischer (und verwandter) Produkte gehören. Mit größerem Abstand folgen elektrische und elektronische Erzeugnisse mit 38 Produktgruppen (u. a.: Laptops, Computerzubehör, Solarzellen, Magnete, Batterien). Produkte des Maschinenbaus sowie die Warenkategorie Rohstoffe und Mineralien kommen auf jeweils 24 Produktgruppen, darunter sind sechs Seltenerdmetalle. Auf die weiteren Warenkategorien entfallen jeweils deutlich weniger Gruppen. Eine Betrachtung seit 2013 zeigt, dass sich ein harter Kern von knapp 5 Dutzend Produktgruppen mit anhaltend hohen Einfuhrabhängigkeiten von China herausgebildet hat. Zudem deutet die Stichprobe der Produktgruppenliste des Jahres 2023 darauf hin, dass die Anzahl der Produktgruppen mit hohen Importabhängigkeiten seit 2013 deutlich zugenommen hat. Auch dies belegt, dass sich das Problem der potenziell kritischen Importabhängigkeiten von China in den letzten Jahren im Trend eher verschärft hat.

Die empirische Auswertung kann nur potenziell kritische Importabhängigkeiten ermitteln. Für die Umsetzung der De-Risking-Strategie der Bundesregierung geht es aber darum, tatsächlich kritische Importabhängigkeiten zu identifizieren. Dazu muss ermittelt werden, ob ermittelte Produkte unverzichtbar und kurzfristig nicht hinreichend ersetzbar sind, und, falls ja, welchen Schaden deren Ausbleiben für die Gesamtwirtschaft bedeuten würde. Dafür erscheint es sinnvoll, dem Staat das bei den Unternehmen liegende Expertenwissen darüber (auf streng vertraulicher Basis) zugänglich zu machen. Dazu wird ein konkreter Vorschlag unterbreitet.

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